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Abwettern – Eis und Kurven kratzen
Abwettern – Eis und Kurven kratzen

Abwettern – Eis und Kurven kratzen

Mal vorab: So richtig Kurven kratzen hier nur diejenigen, die keinen ausgeprägten Überlebensinstinkt (Motorradfahrer 🙄) haben. Man kann nie wissen, wie die Beschaffenheit der Straße ist oder wer einem wie, auf welcher Seite oder womit entgegenkommt. Am Mittwochmorgen war das aber ohnehin egal, denn nichts dergleichen wäre möglich gewesen. Es schneite.

Schnee in der Stadt hat man wohl die letzten 15 Jahre nicht gesehen. Eigentlich ist gerade Trockenzeit. Es sollte also keinen Niederschlag in nennenswerter Menge geben – egal bei welcher Temperatur. Die ist allerdings auch viel niedriger (-1 bis 14 Grad – für 20 Minuten am Nachmittag…), als man zu dieser Jahreszeit erwarten dürfte. Letzte Woche war es wohl besser, regelrecht frühlingshaft. Und nächste Woche sieht es nach Sonne bei 20 Grad aus. Naja, man macht, was man kann. Am Mittwoch also nur abhängen, Kaffee trinken, lesen und – wie alle anderen – mal durch die Stadt schlendern und Bilder knipsen.

Es ist ein bisschen wärmer heute, aber zwei-, dreihundert Meter über dem Ort sind die Bäume noch weiß, und es liegt Schnee. Offroad da oben zu fahren, lasse ich daher lieber. Ich habe allerdings eine schöne Straße auf der Karte entdeckt, die tiefer, auf 1300 Metern, liegt und am Jinshajiang (der Oberlauf des Jangtse!) entlangführt.

Um dorthin zu kommen, muss ich mit Max allerdings einen Gebirgsrücken überqueren – eben genau zwei- bis dreihundert Meter höher, als Lijiang liegt. Die Straße ist zwar schnee- und eisfrei, trotzdem ist es bitterkalt, und man kann eben auch nie wissen, ob es nicht doch glatt ist. Die Abfahrt ins Tal ist plötzlich deutlich wärmer, und die Straße ist trocken – toll! Die CFmoto macht mit ihrem 450-ccm-Zweizylinder einen guten Job.

Unten am Fluss wachsen auf recht großen Flächen Mandarinen – super süß und super saftig! Die von mir ausgeguckte Strecke führt an einem schönen Bilderbuchort (Jinlong Bridge Scenic Area) mit einer größeren Hängebrücke vorbei. Aus der Ferne sieht man allerdings keine Straße, sondern nur einen schroffen Steilhang. Wir fahren hin und gucken, weil man uns im Ort sagt, die Straße wäre völlig okay. Dort angekommen, steht ein Schild mit der Nachricht: „Durchfahrt verboten, EXTREM gefährliche Strecke!“ Wir gehen mal hin, sind beeindruckt und beschließen, lieber nicht dort entlangzufahren. Der Rückweg gestaltet sich daher genauso wie der Hinweg. Max wirkt zuweilen von den Kurven genervt … 🥸. Ich liebe es!

Auf dem Bergrücken in der Höhe ist alle Liebe für die Strecke verflogen, weil es wieder schrecklich kalt ist. Zurück in Lijiang gibt’s zum Aufwärmen einen leckeren Hotpot!

Heute ist Freitag. Mein Flug ist für 21 Uhr geplant – das mache ich nächstes Mal anders. Verspätungen und lange Busfahrten auf dem Rollfeld kosten Zeit und ich werde erst um 02:30 Uhr im Bett sein.

Auf eine Ausfahrt mit dem Bock verzichte ich vorsorglich, in der Höhe herrscht im besten Fall nur Tauwetter. Außerdem will ich nicht völlig verdreckt im Flieger hocken. Dann ist das Wetter ab Mittag wirklich toll und wohl ein kleiner Vorgeschmack auf die kommende Woche. Büschn habe ich nun doch Bock auf eine kleine Tour über die Bergstraßen. Die Maschine ist aber schon vermietet – passt schon. Stattdessen schaue ich noch mal in einige von mir bislang unbesuchte Ecken der Stadt.

Ein schöner Urlaub war das. Ich komme wieder. Haha, die Jungs im Motorradclub waren begeistert und wollen, dass ich als Coach bei Ausfahrten regelmäßig mitfahre.


“Ja, wo laufen sie denn?”:

2 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Sybille

    Ich kenne Max zwar nicht, deswegen kann er mir auch nicht leid tun. Er tut es aber trotzdem. Erbarmungslos wie du bist. Entweder trainiert er, bis du wiederkommst, oder er ist kurzfristig krank 😂😂😂
    Und die Gegend ist wirklich schön auch ohne Motorrad.

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