Wir sind auf dem Weg zum Siguniangshan- das sogenannte Vierschwesterngebirge. Die Täler werden etwas weiter und auf den Hängen sieht man tibetische Dörfer mit ihren Wachtürmen. Wir besichtigen eines davon, das Dorf Jiaju. Besonders schön ist, dass die ersten Bäume hier oben auf gut 2000 Meter nun schon blühen.



































Am Nachmittag kommen wir am Siguniang an. Das Vierschwesterngebirge heisst so, weil es vier bis zu 6250 Meter hohe Gipfel sind. Davon ist heute wegen der Wolken allerdings nichts zu sehen. Wir nehmen den Touribus ins erste der drei Täler, die tief ins Gebirge führen. Dieses Tal ist komplett ausgebaut mit Bushaltestellen, Holzstegen, Shops usw.. Oben am Talschluss angekommen schneit es heute sogar ein bisschen und es liegt noch ordentlich Schnee. An den Felswänden sind die Wasserfälle gefroren. Ein schöner erster Vorgeschmack auf unsere Wanderung im zweiten Tal morgen! Für die Nacht fahren wir die für den öffentlichen Verkehr gesperrte Strasse bis zur Schranke hin aus dem Ort raus und stellen uns in einer Nebenstrasse an den Bach. Nicht romantisch oder schön, aber dafür ruhig und dunkel.


















Gut geschlafen (auf 3.200 Meter Höhe ist das bemerkenswert) und lecker mit Müsli zum Frühstück gestärkt machen wir uns auf den Weg zur Parkverwaltung, um Tickets zu kaufen und bestmöglich einen der ersten Busse zu nehmen. Die Wettervorhersage ist bis zum frühen Vormittag hervorragend -also, nachdem der Hochnebel dann endlich mal aufgelöst ist. Wir sind immer noch leicht skeptisch und wissen nicht genau was zu erwarten ist. Nach sehr vielen Besuchern sieht es am Morgen schon einmal nicht aus. Wie der Wanderweg wird ist eine der großen Unbekannten. Es heisst, die ersten 7 km führen über befestigte Wege, gefolgt von einem lockeren Wanderweg durch den Wald. Bis wohin wir dann allerdings gehen ist unklar. Dazu fehlen uns die Infos. Auf der Karte markiere ich daher erst einmal einen Zeltplatz. Der soll gut 10,5 km vom Start entfernt liegen. Tatsächlich geht alles gut auf. Die meisten Besucher gehen ein Stück bis zum ersten Wasserfall und kehren dann um. So gehen wir weitestgehend alleine und ungestört auf den Holzplanken. Das ist kein Waldpfad wie im Schwarzwald, ist aber auch okay. Das haben wir in China schon viel schlimmer erlebt. Die zweite Etappe führt dann in der Tat auf quasi Forstwegen durch den Wald. Die Höhe macht mir zu schaffen. Bei Kilometer 8 denke ich schon so, dass ich gut ein Croissant und einen Cappuccino brauchen könnte und generell auch für den Tag genug hätte … aber da sind wir weder „angekommen“ noch zurückgegangen. Heute scheint eine „Tour de Force“ zu werden. Gut 500 Meter vor dem Zeltplatz öffnet sich das Tal massiv in der Breite und wir stehen auf einer großen Grasfläche mit herrlicher Aussicht. Die chinesische Jugendgruppe, die schon Rast macht, ist dann an uns mindestens so interessiert wie an den recht großen Erdmännchen ein paar hundert Meter weiter im Tal. Am Abend sind wir total platt. Es war sehr anstrengend auf dieser großen Höhe. Trotz Lichtschutzfaktor 50+ und Bewölkung sind wir am Abend leicht gerötet, haben uns aber nichts verbrannt.


























































Während wir nach der Wanderung für eine Nudelsuppe im Restaurant sind, schreibt Wiebke sich übrigens mit einem ominösen neuen Kontakt. Zwei englischsprachige Mailboxnachrichten von einer Telefonnummer aus der Provinz bewegen uns dazu per Textnachricht zu antworten. Denn eigentlich kann nur die Parkverwaltung Wiebkes Nummer vom morgendlichen Ticketkauf kennen. Hier mal der ungefähre Verlauf (übersetzt).
Mailbox
Nachricht 1: "Hallo... können sie mich hören? ....."
Nachricht 2: "Hallo..."
Textnachrichten
Wiebke: Hallo, haben Sie mich angerufen?
???: Ja, die Polizei aus der Region "soundso" fragte in welchem Hotel Sie geschlafen haben?
Wiebke: Gar nicht. Wir haben ein Wohnmobil und haben darin geschlafen.
...
...
...
???: Die Polizei fragt, wo genau Sie gestanden haben.
Wiebke: Ausserhalb der Stadt Moxi am Fluss.
Danach haben wir nie wieder etwas von denen gehört. Die fragliche Nacht lag ausserdem zu dem Zeitpunkt vier Tage zurück. Die Mühlen des Gesetzes mahlen auch zu Zeiten von überwachtem Internet und tausender Kameras auf dem Weg sehr gemächlich. Schwamm drüber! 24 Stunden nach Ankunft, heisst es, sollen sich Ausländer bei der lokalen Polizei anmelden. Da wir immer weiter fahren, surfen wir quasi die Grauzone und haben das noch nie gemacht. Daher beschließen wir auch heute direkt nach dem Essen noch ein Stück weiter zu fahren. Es ist früher Abend und die letzten Tage lassen uns schon ein wenig zweifeln, ob und wann wir einen Platz zum Stehen finden werden.
Der Weg führt mit viel LKW-Verkehr und wilden, brandgefährlichen Überholmanövern immer weiter nach oben. Auf gut 3.800 Meter sind wir einigermaßen verwundert, dass wir jetzt noch durch einen beinahe 8 KM langen Tunnel müssen. Danach ist die Szenerie so beeindruckend steil und hoch, dass sie auch gleichermaßen einschüchternd wirkt. „Über uns“ ziehen sich noch bestimmt 1500 Meter hoch Hänge mit Gras und vereinzelten Yaks darauf und „unter uns“ können wir weit hinunter in die Täler schauen. Kein Park- oder Rastplatz in der Nähe. Nach gut einer Stunde ist die Fläche am Hang endlich einmal so gross, dass einige Stände mit Zeug, ein Klo und ein kleines Resort mit Luxus-Hütten zum Übernachten aufgebaut sind. Alles ehr eng beinander, nicht schön und mit den LKW, die sich den Hang hinauf quälen, auch sehr laut. Ich mach Pipi-Pause, Wiebke macht ein Bild vom Schlachter, hinter dessen Zelt ich (unwissentlich) pinkle.
Wir fahren runter ins Tal -ein wunderschönes Tal mit Bach und Birken- und einer gigantischen Baustelle, die sich durch das gesamte Tal zieht. Brückenpfeiler wechseln sich ab mit Tunnel-Ein- und Ausgängen. Schön wird es in diesem Tal in Zukunft nicht mehr sein. Wir nutzen die erste Chance mit etwas Platz zum Schlafen. Es wird eine ruhige Nacht. Geweckt werden wir vom morgendlichen Ruf des Pfaus, der am Abend auch schon mal geschaut hat, ob er bei uns was zu Futtern bekommen kann.



On the Road | Dörfer und Landschaft Di., 14.04. | Fahrt nach Wanderung Mi., 15.04. |
---|---|---|
Strecke | 217 km (blau) | 66 km (grün) |
Zeit insgesamt | 11 h 26 min | 2 h 04 min |
Zeit in Bewegung | ||
Ø-Geschwindigkeit | 19 km/h | 33 km/h |
Höhenmeter bergauf | 4.325 m | 681 m |
Höhenmeter bergab | 2.765 m | 1.787 m |
Höchster Punkt | 3.266 m | 3.863 m |
Tiefster Punkt | 1.705 m | 2.130 m |
Höhenprofil | Höhenprofil |
Wanderung mit Bus, Bahn & per pedes | 4 Schwestern (kurz) | 4 Schwestern (lang) |
---|---|---|
Strecke – gesamt | 72,4 km (rot) | 35,2 km (rot) |
davon zu Fuß | 6,9 km | 21,93 km |
Zeit insgesamt | 3 h 01 min | 7 h 05 min |
Zeit in Bewegung | 1 h 49 min | 5 h 05 min |
Ø-Geschwindigkeit | 15:50 /km | 13:55 /km |
Höhenmeter bergauf | 50 m | 454,4 m |
Höhenmeter bergab | 183 m | 443,5 m |
Höchster Punkt | 3.875 m | 3.670 m |
Tiefster Punkt | 3.574 m | 3.406 m |
Höhenprofil | Höhenprofil |
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