Der ursprüngliche Plan war, mit einem Mietmotorrad zusammen mit den Leuten aus Lijiang durch die Steppen und die voralpine Region des Altaigebirges im Grenzgebiet zur Mongolei und Russland zu fahren. Das wären 10 bis 14 Tage gewesen. Dann kam der Motorradkauf dazwischen – mittlerweile keine Neuigkeit mehr, denke ich.
Der Kauf (👈🏻 klicken)
Das Ganze war eine sehr aufregende Angelegenheit – und letztendlich auch ein kleines Wechselbad der Gefühle. So habe ich bereits im Februar zum ersten mal versucht, ein Motorrad zu kaufen, und bin – nennen wir’s mal so – an den regulatorischen Hürden gescheitert. Nach den tollen Ausflügen auf den Mietmotorrädern im Südwesten Chinas habe ich meine Einstellung zur Machbarkeit aber noch einmal überdacht.
Grundsätzlich gilt: Für Motorräder ist Peking in mehrere Bezirke aufgeteilt. Dort, wo wir wohnen, werden neue Kennzeichen gar nicht mehr ausgegeben – sie werden auf dem Schwarzmarkt für 30.000 bis 50.000 Euro gehandelt. Kam nicht infrage… Dort, wo es grundsätzlich noch möglich wäre, wohnen wir nicht. Übergangsweise dorthin zu ziehen, nur um mein Motorrad zuzulassen, geht nicht – mein Visum und mein Wohnort sind an meine Familie (Wiebke ☺️) geknüpft. Folglich blieb nur ein Konstrukt, das quasi alle in Peking nutzen, die im Innenstadtbereich leben – auch dort ansässige Chinesen. Das Motorrad wird über eine Firma zugelassen, versichert und bekommt auf diesem Weg ein Kennzeichen.
Die entscheidende Neuigkeit, die meine Einstellung zu dieser Vorgehensweise verändert hat, war: Diese Firma wird ausschließlich für den Zweck der Motorrad-Anmeldung registriert – und nach einigen Wochen wieder aus dem Register gestrichen. Mein finanzielles Risiko ist dadurch also gemindert. Haha – so habe ich es mir zumindest schön geredet. 😆


Mit dem Motorrad unter dem Hintern formt sich ziemlich schnell eine Idee: Was wäre, wenn ich in den Westen fahre – und dort im Grunde das Gleiche mache wie im ursprünglichen Plan, nur ein paar Tage länger? Über eine andere Route würde ich dann zurück nach Peking fahren.
Der Hin- und Rückweg, also das Land von Ost nach West zu durchqueren, ist jedoch eine beachtliche Strecke. Auch dieser Plan hielt deshalb nicht lange. Viel besser fand ich dann die Idee, zwischendurch Wiebke für einen gemeinsamen Urlaub in der Provinz Qinghai zu treffen. Danach wäre ich für weitere Touren zurück in den Westen geflogen – und erst am Schluss nach Peking zurückgefahren.
Die Maschine (👈🏻 klicken)
Ursprünglich sollte es immer eine sehr leichte, kleine Maschine mit 450 cm³ werden. Dann habe ich zwischenzeitlich das größere Schwestermodell gesehen – und erfahren, dass es eine sehr sportliche und leichte Variante des großen Motorrads gibt: 160 Kilo, 95 PS bei 800 cm³ … Ich will ballern!
Weltweit wird diese Maschine verkauft und geht in vielen Ländern weiterhin in den Verkauf. Nur in China gab es das Motorrad als auf 300 Stück limitierte Version. Und diese hat sich in zwei Jahren nicht wirklich verkauft. Vermutlich ein Grund: mit über 93 cm Sitzhöhe haben die meisten Menschen hier schlicht zu kurze Beine – und wenn man ehrlich ist, fahren sie auch einfach nicht gut Motorrad. Gut für mich augenscheinlich. Doch dann wird aus einem anfänglichen „Ja, im Werk stehen noch Maschinen, alles in Ordnung“ ein: „Tut uns leid, die Maschinen wurden kurzfristig abverkauft.“ Der Sommer war geplant. Nächste Woche wollte ich nach Deutschland fliegen. Ein bisschen fühlte sich das an wie bei Monopoly: „Gehen Sie direkt ins Gefängnis … ziehen Sie nicht über Los.“
Der Händler hat auf meine Nachfrage hin dann doch ein neues Modell der ursprünglich kleineren Variante gefunden – und ich habe sofort Nägel mit Köpfen gemacht. 50 PS bei 140 Kilo … geht auch! Ich will ja schließlich keine Rennen fahren.


Die letzte – und immer noch aktuelle – Variante des Plans lautet: Ich fahre dorthin, verbringe ein bis zwei Wochen vor Ort, fliege dann zum gemeinsamen Treffpunkt mit Wiebke, wir machen unsere zweiwöchige Wohnmobilreise, ich fliege zurück zu meinem Motorrad, mache noch ein paar lustige Touren und fahre dann weiter – wieder – nach Qinghai, um dort Clemens zu treffen. Wir würden zwei Wochen lang in der Provinz Qinghai möglichst viel Offroad fahren – und im Anschluss gemeinsam einen Roadtrip zurück nach Peking machen.
Meinen ursprünglichen Plan, am 16. Juli – also gut eine Woche nach meiner Rückkehr loszufahren, habe ich nicht einhalten können. Ich bin einfach nicht fertig geworden. Diverse Teile habe ich an-, abgebaut oder ausgetauscht – teils für die Gepäckbefestigung, teils, weil ich sie schon kaputt gemacht hatte 😜. Da ich aus Deutschland nicht bestellen konnte, kamen alle Teile nach und nach erst einige Tage nach meiner Ankunft in Peking an. An jeder freien – und auch an manch unmöglicher – Stelle habe ich Zeug am und im Motorrad verstaut. Mit dabei: Kabelbinder, Werkzeugset, Ersatzschläuche, Gewebeband – und nicht zuletzt Ersatzsicherungen …



Richtig nervig war: Die Maschine wird in China mit ungewuchteten Rädern ausgeliefert. Mein Versuch, dem Händler das zu erklären, entwickelte sich zu einem klassischen „Malen-nach-Zahlen“-Gespräch. Am Ende war klar: Ich mache das wohl besser selbst. Also saß ich zwei Tage da und habe mithilfe von YouTube-Videos meine Räder ausgewuchtet – natürlich nur begrenzt genau, aber immerhin: Das gröbste Rütteln und Schütteln war weg. Bei der geplanten Strecke ist das schließlich nicht ganz unwichtig.
Die Modifikationen mussten dann natürlich noch getestet werden. Meine erste Testfahrt konnte ich dann erst am Samstag machen.





Also war ich am Montag noch mit dies und das beschäftigt. Und so bin ich schließlich am Dienstag, dn 22. Juli, zur Mittagszeit losgefahren. Gut Ding will Weile haben, sage ich mal. 😇
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