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Zurückfahren? Keine Option!

Das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist bekanntlich immer grüner. Im übertragenen Sinn gilt das auch bei einem Roadtrip. Fährt man auf der Autobahn um Kilometer wegzuschaffen, sieht man die schönsten Landstraßen nebenan durch die Landschaft mäandern. Stellt man das Navi dann auf eine Routenführung ohne Autobahnen um, kann man auch bei schönstem Grün sein blaues Wunder erleben.

Als wir am Morgen losfahren, haben wir an dem völlig unauffällig gebliebenen Bach bereits lecker gefrühstückt. Bis auf einige Hirten, die bis recht spät in der Nacht noch den Hang hinauf auf „die Alm“ mit ihren 125er-Mofas gefahren sind, war die Nacht herrlich ruhig – etwas kühl, aber super erholsam.

Bis zum Mittag fahren wir auf wirklich guten, ja schönen Bergstraßen durch die Gegend. Auch sehen wir mal wieder den Gelben Fluss – dieses Mal ist er bereits ein beachtlicher Strom. Irgendwann treffen wir die folgenschwere Entscheidung, dem Navi zu sagen, dass wir anstatt der schnelleren und weiteren lieber die kürzere Strecke nehmen. Komisch nur, dass die Fahrzeit genauso lang sein soll wie auf der gut 100 Kilometer längeren Strecke. Wir vermuten wunderschöne, kurvige Bergstraßen dahinter und fahren los.

Und wirklich: Die ersten 50 Kilometer führen über eine kleine, einspurige Straße durch verträumte Täler, vorbei an Yaks und Jurten. Im nächsten Tal bleibt die Szenerie weiterhin verschlafen und traumhaft, aber die neue, gute Straße verwandelt sich in einen Flickenteppich mit knöcheltiefen Schlaglöchern, teilweise über die ganze Breite. Wir kommen nur langsam voran.

An der nächsten Kreuzung bietet sich eine letzte Möglichkeit, eine weitere Route zu wählen – angeblich „schneller“, aber eben länger, allerdings auf der Schlagloch-Straße. Von der miserablen Straße so genervt, nehmen wir den Abzweig nach links: eine Schotterpiste. Das Navi zeigt den nächsten Abzweig auch schon in neun Kilometern an, und das ist ja nun wirklich nicht weit auf ein bisschen Schotter. Man muss der Piste lassen, dass sie sich wirklich schön kurvig rauf und runter durchs wellige Grasland schlängelt. Aber das ist auch alles.

Letztendlich wird die Straße so schlecht – und der Point of no Return ist längst überschritten –, dass wir einfach nur noch weiterfahren können. Immer in der Hoffnung, keine Panne zu haben oder an einer der vielen kleinen Brücken hängen zu bleiben. Aus den anfänglich vermuteten 9 km werden deutlich über 100 km auf den schlechten Wegen. Wir können nicht mehr. Das Lenkrad rüttelt so stark, dass ich am Daumen kurz vor einer Blase stehe.

Am Abend gestaltet sich die Suche nach einem Stellplatz recht umständlich. In Seitenstraßen oder kleine Täler wollen wir nicht mehr fahren – dort sind die Straßen wieder so schlecht, und davon haben wir genug. Also bleiben wir nach zwei Stunden Fahrt mit sporadischer Stellplatzsuche an einer kleinen Straße stehen, die zu einem weiter oben am Hang liegenden Dorf führt.

Vor uns trennt ein Landwirt die Spreu vom Korn, indem er immer wieder eine Schaufel voll Getreide in den Wind streut. Idyllisch – sogar trotz der nur zehn Meter entfernten Autobahn. Die ist nämlich eine fast fertige Straße, nur eben noch nicht offiziell eröffnet.


On the RoadSo., 24.08.
Strecke 270km (blau)
Zeit insgesamt
Zeit in Bewegung7 h 51 min
Ø-Geschwindigkeit34 km/h
Höhenmeter bergauf3.172 m
Höhenmeter bergab4.231 m
Höchster Punkt4.095 m
Tiefster Punkt2.613 m
Höhenprofil

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