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Eis- und Schnee-Festival
Eis- und Schnee-Festival

Eis- und Schnee-Festival

Im Norden ist es kalt. Sehr kalt. Mitunter auch sehr windig. Lediglich 90 – 120 Tage im Jahr sind ohne Frost. Im Winter liegt die Durchschnittstemperatur bei -19 Grad Celsius – in den Nächten kann es bis zu -40 Grad kalt werden. Von unserem Ziel liegt die Grenze zu Nordkorea nur ca. 400 km und das russische Wladiwostok lediglich 500 km Luftlinie entfernt. Wir wollen nach Harbin (哈尔滨). Eine nordöstlich gelegene, 5,5 Mio. Einwohner zählende Provinzhauptstadt mit einer bewegten Historie aus Zeiten russischer und japanischer Besatzung. Während die Zeit japanischer Besatzung (in ganz China) zu einer durchaus offen ablehnenden Haltung in Funk und Fernsehen gegenüber Japans führt, wird in der Stadt der russische Einfluss gepflegt und gelebt. Es finden sich russische Cafés, Schlachter und Restaurants. Das Essen ist lecker. Der Grund für unsere Reise ist das jährlich stattfindende Eis- und Schnee-Festival. Jedes Jahr werden dafür riesige Eisblöcke aus dem meterdick zugefrorenen Fluss gesägt und in akribischer Feinarbeit zu schönen, teils gigantischen, teils filigranen Skulpturen veredelt – natürlich sind die alle mit LEDs beleuchtet 😁!

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Neben den Skulpturen aus Eis werden in einem anderen Teil der Stadt gigantisch große und spektakulär beleuchtete Gebäude errichtet. Diese schauen wir uns am Samstag an. Das Zentrum des Parks bildet ein 40 Meter hoher Eisturm, der verdächtig nach einer Kopie von Saurons Turm in Mordor aussieht – offiziell ist der nur ein „Phantasie-Gebäude“. Damit dem geneigten Besucher nicht langweilig wird, kann man noch im 120 Meter hohen Riesenrad (nur mit Reservierung) seine Runden drehen. Sich auf Eisflächen Schlittschuhe mieten oder sich in ungesund wirkenden Karussells den Fliehkräften aussetzen. Insgesamt ein wirklich beeindruckender Besuch. Sowieso sind wir von der Stadt sehr positiv überrascht. Die Menschen wirken ausgelassen, fröhlich und scheinen das Leben zu genießen. Bei unserer Ankunft am Freitag und den ganzen Samstag über ist die Wetterlage sehr bedeckt und es schneit sehr viel. Das führt glücklicherweise auch zu milderen, für uns erträglicheren Temperaturen um die -6 Grad. Wir kommen also mit unseren regulären sehr warmen Klamotten aus. Die Einheimischen benehmen sich teilweise allerdings als hätte der Frühling Einzug gehalten 😂! Keine Mütze oder Schal – Handschuhe schon gar nicht. Auch muss die Jacke ja nicht unbedingt zugemacht werden. Verrückte Verhältnisse. Bei unserer Abreise am Sonntag war es wieder klirrend kalt bei minus 19 Grad und strahlendem Sonnenschein.

Die An- und Abreise sind im Übrigen aus jeweils unterschiedlichen Gründen interessant. Wir fahren mit der Bahn. Sechs Stunden Fahrt für etwas mehr als 1.200 km Strecke – top! Auf dem Hinweg will sich jedoch bei mir bei bedecktem Himmel und mässig smogbelasteter, dunstig wirkender Luft allerdings keine wirkliche Reiselaune einstellen. Die Häuser und Siedlungen auf dem Land wirken extrem „sozialistisch“ einfach und ich vermute, dass Russland im äußersten Osten und Norden ähnlich trist aussehen wird. Nach gut drei Viertel der Strecke lichtet sich der Himmel allerdings und wir fahren durch herrlich verschneite und sonnige Landschaften, die uns hin und wieder an eine Reise durch Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern erinnern. Ernsthaft! So manches mal sieht es einfach so aus als würde der Zug von Hamburg nach Berlin fahren – nur halt mit 300 km/h! Der Rückweg führt bei mir unschöner Weise zu einer veritablen Lebensmittelvergiftung, so dass ich Sonntagabend schon zu Hause mit dem Kopf über der Schüssel hing und den Montag mit Schüttelfrost und Gliederschmerzen mit nur wenigen wachen Momenten verbringen durfte 😱. Völlig unnötig! Das Desaster auslösende lecker aussehende Gebäckstück enthielt überraschenderweise eine Wurst und war bis zur Hälfte lecker. Dann verließ mich mein Appetit – mein Bauch hatte also schon bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Ich bin mittlerweile wieder auf dem Dampfer! Ende gut, alles gut 🤠.


Strecke an drei Tagen gewandert 40,5 km
Tiefste Temperatur -19 Grad Celsius
Eiszapfen-Länge an Michas Nase 7 mm
Bilder von uns gemacht 4
Anzahl Lebensmittelvergiftungen 1


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9 Kommentare

    1. Avatar-Foto
      Micha

      Haha, ja, ein Fluss. Du schaust doch sonst so gründlich in die GPS-Schleifchen die wir laufen und fahren 🤠. Die Züge sind sicher, basieren die alle doch auf Siemens ICE-Technik. Und die Statistik ist sowieso deutlich, da so viele Passagiere damit fahren, kann ein Wert wie Unfälle/Passagiere nur niedrig ausfallen. Das mit der sinkenden Bevölkerungszahl ist ja relativ – wenn etwas sehr sehr Großes ein wenig kleiner wird, fällt kaum auf.

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