Heute haben wir einen langen Autobahntag eingeplant und fleißig Podcasts heruntergeladen, damit die Fahrt nicht ganz so lang wird. Wir fahren zu den „Steinwäldern“ nach Shilin. Nicht immer wird gefahren- irgendwo zeigt das Navi plötzlich eine Vollsperrung an und wir richten uns auf fünf Stunden Wartezeit ein. Dann innerhalb von einigen Minuten löst sich alles auf. Gut zu wissen, Navi-Apps scheinen weltweit eine Pest zu sein… 🤦🏼♂️. Als wir endlich ankommen, setzen wir uns in das erste Restaurant, das wir erblicken und schlagen uns den Magen voll. Da es noch nicht ganz so spät und ein Verdauungsspaziergang angebracht ist, schauen wir noch an dem größeren der beiden Parkareale mit diesen kuriosen Steinen vorbei. Ich dachte noch so: ja, Steine – ganz nett. Aber was uns erwartet, ist berechtigterweise als spektakulär zu bezeichnen. Es ist sehr wenig los, denn die Besucherscharen kommen am Morgen. Wir genießen die Szenerie entspannt in dem wunderbaren Licht zum Ende das Tages. Für die Nacht stellen wir uns nur einige Kilometer vom Park entfernt zwischen die Felder. Die Bauruine nebenan sieht irgendwie gespenstisch aus. Um diesen Effekt zu mildern kommt der Disco-Laser zum Einsatz, während wir als hochintellektuelle Leistung eine Folge GNTM schauen 🤪.











































Am Morgen parkt eine ältere Bäuerin ihr dreirädriges Lastenauto bei unserem Wohnmobil und zeigt sich interessiert. Wo wir denn herkommen und was wir uns so anschauen würden. Ob es uns gefällt und wo wir denn geschlafen hätten… Meine Antwort auf letztere Frage bringt immer alle zum Schmunzeln- weil man Camper nicht gewohnt ist, denke ich. Ich sage sinngemäß immer: „in unserem großen Brot-Auto“. Kleine Transporter werden hier nämlich nicht Kastenwagen genannt, sondern Brotautos (eckige Brotlaibe 🍞). Also mache ich da einfach ein großes draus. Klingt offenbar lustig und heißt leider auch nicht Wohnmobil, wie ich gerade gelernt habe 🙄. Während die Bäuerin mit der schweren körperlichen Arbeit beschäftigt ist (im Acker sind so viele Steine), essen wir Frühstück und planen den weiteren Tag. Bei unserem Aufbruch winken wir zum Abschied. Die Begegnung stimmt mich, wie so viele Beobachtungen entlang unserer Reiseroute, mal wieder nachdenklich. In dem heutigen Abschnitt des Landschaftsparks ist noch einmal sehr viel weniger los als gestern. So passiert es, dass wir, nachdem wir eine halbe Stunde mehr oder weniger ganz alleine zwischen den Felsen umhergeschlendert sind, überraschend auf eine lautstarke Gruppe Rentner treffen. Die sind mit einer Videoaufnahme von ihrer Gruppe und diversen Selfies beschäftigt. Wir warten höflich etwas abseits. Als wir „entdeckt“ werden, beginnt ein Ansturm von Kameralinsen und wir sind schnell von 10-15 Rentnern umzingelt. Jetzt sind auch wir mit der Videoaufnahme und den Selfies der Gruppe beschäftigt 😆. Wir waren zu perplex und müssen beim nächsten mal genauso schnell sein, um selbst auch ein Video davon zu machen. Das war bislang das Maximum an Verrücktheit in dieser Hinsicht. Gutes Timing ist alles…




























Wir nehmen uns vor weiteren Gruppen in acht, verschwinden aus dem Park und fahren weiter Richtung Kunming (dort werden wir den Wagen abgeben). Auf halber Strecke folgen wir einer perfekten neuen Straße entlang eines Seeufers und spielen mit dem Gedanken, uns hier bereits einen Stellplatz zu suchen. Es gibt nur keine Rast-/Parkplätze – wenn die Straßen nur nicht immer so funktional wären. Einige Kilometer später entdecken wir hinter einer Biegung einen gigantischen Industriekomplex. Na ja, entdecken ist vielleicht der falsche Begriff. Wir fahren mehrere Kilometer an einem Gebäudekomplex mit Hochöfen und riesigen Hallen entlang und fragen uns einfach, worum es sich dabei wohl handeln mag. Laut dem sogenannten Internet sehen wir die Aluminiumhütte Yunnan Aluminium Company Limited mit angeschlossenen Verarbeitungsstätten (Walzen, Gießen, Pressen usw.). Das ganze ist extrem energieintensiv und folglich steht am Ende des großen Sees ein wirklich gewaltig wirkendes Kohlekraftwerk. Sowohl die Alu-Hütte als auch das Kraftwerk legen den See und die kleine angrenzende Stadt in einen dunstigen Nebel aus Feinstaub. Für unser Mittagessen machen wir in eben dieser Stadt halt- und sitzen draußen. Ich finde, es liegt ein schwerer Kohlegeruch mit metallischer Note in der Luft. Wiebke bemerkt es nicht wirklich. Ich will schnell wieder weg. Gesund ist das alles bestimmt nicht. Die Einheimischen stört es dem Anschein nach nicht. Vor den Geschäften liegen die Auslagen, Menschen gehen zu Fuß und einige Kinder spielen auf dem Parkplatz. Am Abend stellen wir uns bei Kunming, gut 30 Minuten Fahrzeit von der Autovermietung entfernt, an eine Bergstraße. Es ist dort so windig und staubig, dass wir und das Auto nach kurzer Zeit aussehen, als hätten wir eine Wüste durchquert. Das Auto schaukelt und wippt in den Windböen und wir finden keinen ruhigen Schlaf. Als der Sturm irgendwann nachlässt wird die Nacht wunderbar ruhig.
Die Autorückgabe klappt reibungslos. Lediglich einen größeren Betrag muss ich hinterlegen, um etwaige Bußgelder zu begleichen. Das ist insofern interessant, als dass ich mir keiner Verkehrsverstöße bewusst bin, ich aber, sollte ich einen mir unbekannten Fehler regelmäßig gemacht haben, das Geld und den Führerschein recht schnell los sein könnte. Es bleibt also spannend 🤓. Mittlerweile sind wir wieder heile zurück in Peking und berichten im Bekanntenkreis fleißig von dieser einzigartigen Reise.
Übrigens, eine Übersicht zur Reise inklusive einer der kalkulatorischen Darstellung der CO₂-Klimawirkung findet ihr hier.
Roadtrip-Statistik:
Freitag, 21.04. | Samstag, 22.04. | ||
---|---|---|---|
Strecke | 456 km | 6 km (wandern) | 160 km |
Dauer | 9 h 35 min | 1 h 58 min | 5 h 31 min |
-davon in Bewegung | 1 h 47 min | ||
Ø-Geschwindigkeit | 47 km/h | 19:39 min/km | 29 km/h |
Höhenmeter bergauf | 4.789 m | 182 m | 1.782 m |
Höhenmeter bergab | 5.093 m | 295 m | 1.600 m |
Höchster Punkt | 2.425 m | 2.066 m | 2.094 m |
Tiefster Punkt | 1.534 m | 2.011 m | 1.539 m |
Höhenprofil GPS = blau | Höhenprofil GPS = grün | Höhenprofil GPS = rot |
Schade, dass die Reise schon zu Ende ist. Ich freu mich natürlich auf weitere und drück dir die Daumen, dass du deinen Führerschein behältst.
Ja, in der Tat. Wegen des Führerscheines wird schon alles gut ausgehen ☺️.