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Hinter’m Horizont geht’s weiter
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Im Großen und Ganzen werden wir heute eins machen: fahren. Wie ihr sicher auf der Karte unter den Beiträgen gesehen habt, gibt es nicht allzu viele große Siedlungen oder wirklich viele Attraktionen entlang des Weges. Tatsächlich ist es so, dass die braunen Wegweiser, die man von touristischen Attraktionen in Europa (auch in Deutschland) kennt, hier auch stehen. Aber hier stehen dann dort fünf Attraktionen in ihrer Reihenfolge der Entfernung drauf und lauten dann sinngemäß so: erster Eintrag 60 km entfernt, zweiter Eintrag 180 km entfernt, dritter Eintrag 370 km entfernt, vierter Eintrag 590 km entfernt und so weiter.

Nach einem morgendlichen Rundgang um „unseren“ See machen wir uns eine schöne Zeit während der Fahrt mit der ein oder anderen netten Kaffeepause (logischerweise mit Power Nap) und kommen so über den Tag verteilt voran. Wir haben heute die Auswahl zwischen zwei Routenführungen. Die eine dauert eine Stunde länger, führt über eine Bergstraße und eben nicht über die Autobahn. Jetzt hab ich’s verraten: die andere Route würde über die Autobahn führen. Wir nehmen natürlich die erste Variante und als wir auf die Bergstraße einbiegen wollen, stehen wir nach gut 5 km vor einer Höhenbeschränkung auf 2,80 m. Da irgendein Depp unserem Auto einen Riesenkasten von Klimaanlage auf das Dach gebaut hat, sind wir 3,20 m hoch. Die Schranke würde vielleicht noch zu umfahren sein, denke ich mir. Aber sollten später Tunnel oder irgendetwas kommen, kann das durchaus eng werden. Während ich noch so mit Wiebke überlege, was wir tun, fährt ein LKW an uns vorbei und der Fahrer springt aus dem Fahrerhaus, geht zum Wachhäuschen, kommt zurück und schiebt einfach die Schranke für die Höhenbegrenzung weg… Wir fahren hinterher. Wenn es jemanden stört, wird er sich schon melden. Das Navi merkt was wir tun und springt auch direkt in die nächste Anweisung: dem Straßenverlauf 180 km folgen. In der App sah es nicht nach 180 km Bergstraße aus. Im Endeffekt können wir nur sagen, je länger desto besser, denn die Straße war sehr gut, die Landschaft phänomenal und beeindruckend. Als wir an einem Schild mit „Durchfahrt verboten“ und einigem Text darunter ankommen, bemühen wir die Übersetzungs-App, die uns mitteilt, dass wir dort nicht lang fahren können, weil es im weiteren Straßenverlauf eine Sperrung wegen Bauarbeiten gibt. Wir fahren trotzdem rein. Hat ja mit der Schranke vorhin auch schon so gut funktioniert. Nach 15 km stehen wir dann also vor der Sperrung. Einige LKW-Fahrer sagen mir, dass es mehrere Tage dauern wird und wir doch besser die Umfahrung nutzen sollten. (Die sagen mir natürlich sehr viel mehr – ich verstehe die paar Schlüsselwörter, die ich brauche.). Wir fahren also wieder 15 km zurück und ein weiteres Stück auf der Autobahn.

Für den üblichen Tankstopp und das warme Essen am Tag (wenn im Restaurant möglich) fahren wir in ein kleines Städtchen. Wiebke findet in der Karten-App sogar ein gut bewertetes Restaurant. Wir folgen der Empfehlung. Als wir dort ankommen, ist aus dem Restaurant entweder ein Shop mit Krimskrams geworden oder Apple hat das einfach nur falsch übersetzt. Egal wie, wir landen in einem Video-Call, den der Shop-Besitzer schnell mit seinem Kumpel gestartet hat, um ihm seine ausländische Kundschaft zu zeigen. Weil der Hunger davon nicht verschwindet, schlendern wir die Straße entlang und schauen, was so in den Läden passiert. Wir sind die bunten Hunde der Stadt. So nett die Leute auch sind (sie sind bislang ausschließlich und durchweg extrem freundlich und interessiert)- wenn es die ganze Zeit über so ist, strengt es manchmal an. An einem kleinen Marktstand sehen wir uns unbekannte „Früchte“, sie sind braun, länglich und sehen auch ein bisschen wie getrocknete Schlangen aus. Auf unsere Frage, was das sei, bekommen wir eine lange Antwort und viel Aufmerksamkeit. Wir probieren – extrem bitter, nicht schlecht aber wirklich sehr bitter. Was es ist bekommen wir vorerst nicht heraus. Jetzt wollen wir erst recht was gutes anderes essen und werden in einem kleinen Restaurant fündig. Es gibt leckeren Reis mit Ei und Tomate, dazu bestellen wir eine Nudelsuppe. Satt und zufrieden planen wir uns in der Nähe der Stadt an einen Salzsee zu stellen. 

Zwei Dinge passieren dann. Erstens sehen wir, dass der Salzsee aktiv und im großen Stil für den Abbau von Salz genutzt wird und es entsprechend viel LKW-Verkehr gibt. Zweitens bekommt Wiebke bei der Suche nach dem Namen der Stadt (wir wollen wissen, was für ein Salz dort abgebaut wird) auf den ersten Ergebnisplätzen angezeigt, dass es den Gerüchten nach rund um die Stadt eine Aufstellung der Armee mit ihren strategisch nuklearen Raketen gibt. Wir denken uns, dass es wenig Sinn macht, als Ausländer im Wohnmobil mit Drohne und Kamera im Auto in der Nähe einer solchen Anlage zu schlafen. Und fahren noch ein ganzes Stück weiter, um dann später in eine Nebenstraße abzubiegen. Dort stellen wir uns in einen Teil der Steinwüste und genießen den Abend, die sternenreiche, sehr ruhige Nacht und schlafen wunderbar.

Am Morgen, nachdem wir in absoluter Ruhe bei milder guter Luft in der Steinwüste aufwachen, machen wir ein wenig Haushalt, schreiben den Blog, sortieren Bilder. Der Himmel scheint beim Sonnenaufgang zu brennen! Während wir so rund um das Auto umherwuseln, kommen einige Kamele und Ziegen am Wagen vorbei. Sie alle scheinen einen Auftrag zu haben. Denn zielstrebig überqueren sie die Straße und verschwinden wieder in der Steppe, in der in weiter Ferne eine kleine Farm zu stehen scheint. Nach dem Frühstück fahren wir los. Machen bis auf eine Pause für Kaffee & Power Nap rüber bis zur krassen Wüste!

Während der Fahrt gibt es wieder einiges zu erleben. An der nächsten Mautstation sehen wir in der entgegengesetzten Richtung eine Warteschlange, an der wir bestimmt 1 km lang entlang fahren. Unsere Seite war zum Glück leer. Ist sie auch im weiteren Straßenverlauf. Allerdings, auf der Gegenfahrbahn kommen uns Unmengen LKW entgegen, so dass wir irgendwann anfangen eine fünfminütige Zähl-Probe zu nehmen. Wir kommen auf 50 LKW pro 5 Minuten, jetzt könnt ihr also selber rechnen. Am Abend vorher sind uns schon in unsere Richtung LKW aufgefallen, die auf ihrer Ladefläche wiederum kleine LKWs transportiert haben – im Tandem also. Diese sind nun offensichtlich wieder separat unterwegs und schaffen Kohle von A nach B. Wir auf unserer Seite sind zu 98 % der Zeit allein auf der Straße.

Als wir ankommen, sind wir überrascht, wie groß das Besucherzentrum, das Museum und der Campingplatz (!) sind. Wir buchen die Tickets für den nächsten Tag und schauen durch das Museum – hier erfahren wir tatsächlich, was wir den Tag vorher auf dem Markt probiert haben. Es handelt sich um Wüstenwurzeln – Pflanzen – Dingsbums, die auch in der Chinesischen Medizin genutzt werden. Zum Sonnenuntergang machen wir einen Spaziergang durch die Dünen und sind in die Landschaft verliebt. Den Campingplatz haben wir für uns ganz alleine. Übrigens so ziemlich der einzige dieser Art, den wir bisher in China gesehen haben.


Roadtrip-Statistik:

Mittwoch, 13.09.Donnerstag, 14.09.
Strecke 477 km349 km
Zeit insgesamt9 h 45 min7 h 30 min
Zeit in Bewegung7 h 05 min6 h 2 min
Ø-Geschwindigkeit69 km/h58 km/h
Höhenmeter bergauf2.821 m2.094 m
Höhenmeter bergab2.636 m1.905 m
Höchster Punkt1.697 m1.600 m
Tiefster Punkt1.018 m1.225 m
Höhenprofil
GPS = blau
Höhenprofil
GPS = braun


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