Als ich aufwache, fühlt sich mein gesamtes Nachtlager feucht an. Mittlerweile, glaube ich, hat alles einiges an verschwitztem Salz aufgenommen – und die hohe Luftfeuchtigkeit von 97 % in der Wüste hilft am Morgen nicht weiter. Ich muss dringend eine Waschmaschine anstellen – ständig mit der Hand im Waschbecken zu waschen, ist auf Dauer keine Lösung. Auch würde ich gerne den Schlafsack und das Zelt einmal für länger auslüften lassen – sind sie doch immer relativ schnell nach dem Aufstehen wieder in den wasser- und luftdichten Packtaschen verstaut.
Der städtische Großraum rund um die Provinzhauptstadt Lanzhou ist stark verbaut, also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf die Schnellstraße zu begeben. Das ist auch gar nicht so schlimm, denn die Temperatur liegt mittlerweile bei 35 °C – und je weniger Verkehr von vorne und von den Seiten kommen kann, desto sicherer ist es.
Meine letzte Tankfüllung war beinahe problematisch. Ich hatte zwar noch einige Kilometer Reserve, aber trotzdem wollte ich den Tank voll haben. Der Tankwart schickte mich jedoch weg mit der Aussage, hier würden keine Motorräder bedient. Manche Regeln sind weder im Vorfeld absehbar noch im Nachhinein verständlich. Der Typ schickte mich zur nächsten Tankstelle – 50 km entfernt. Wenn ich nicht genug Benzin dabeigehabt hätte, hätten wieder Freunde am Telefon aushelfen müssen. Ich fahre weiter – und sehe dann, dass es gut 2 km später eine Tankstelle einer anderen Marke gibt. Die betanken gerne mal Motorräder. Ohne weitere Worte…
Als ich im Hotel ankomme, bin ich aufgrund der Hitze völlig fertig. Ich will noch schnell schauen, wie viel Benzin noch im Tank ist, und schraube den rechten vorderen Tank auf. Das laute Zischen hätte mich warnen sollen – durch die Hitze hat sich ein starker Überdruck im Tank aufgebaut. Nicht nur tritt Gas aus, sondern die Flüssigkeit scheint regelrecht aufzusprudeln und schießt aus dem Tank. Glücklicherweise halte ich den Deckel – und meine noch im Handschuh steckende Hand – darüber und kann die Fontäne ablenken. Mit Mühe bekomme ich den Tank wieder verschlossen. Ich habe ein wenig Bedenken, dass der heiße Motor und das Abgassystem nun Feuer fangen könnten – doch es passiert nichts. Glück gehabt. Ich stinke, als hätte man mich in Benzin getränkt.
Mein Zimmer ist schön – ich musste zwar eine Viertelstunde warten, aber die kalte Dusche versöhnt. Den besten Gedanken des Tages habe ich, als ich an der Rezeption nachfrage, ob es einen Wäscheservice gibt. Endlich wieder saubere, gut riechende Klamotten… 😄








Max und ich haben uns zum Frühstück verabredet – es gibt scharfe, heiße Nudelsuppe. Sehr lecker. Ich esse die in Peking sogar immer – es ist eines meiner Lieblingsgerichte. Nur hier schmeckt sie noch besser. Laut Wetter-App sind es nur 26 °C. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, und so komme ich komplett verschwitzt am Restaurant an. Was soll man da tun – dann ist das T-Shirt eben fleckig…
Auf dem Weg zum Restaurant sehe ich noch einen Schlüsselmacher. Ich denke mir: Ein zweiter Schlüssel kann nicht schaden – und lasse eine Kopie anfertigen. Er prüft mit einem digitalen Lesegerät, ob der Schlüssel eine versteckte Funkfunktion hat, und legt los. Der Schlüssel sieht im Grunde exakt gleich aus – später am Motorrad passt er leider nicht.
Den Rest des Tages verbringen wir mit Mittagessen und Kaffee trinken, klönen über dies und das und treffen noch eine alte Schulfreundin von Max. Rundum gelungen. Das später geplante Barbecue am Abend lassen wir ausfallen, weil ein Unwetter vorhergesagt ist. Das Unwetter bleibt zwar aus, aber ein ruhiger Abend kann auch nicht schaden. Ich nutze die Zeit daher, um weitere Blogbeiträge zu erstellen und die dringend benötigten Werkzeuge zu bestellen. Die Lieferung soll am nächsten Tag erfolgen.









Es hat anscheinend die Nacht über geregnet. Alles ist nass. Ich beschließe, erst einmal nicht draußen herumzulaufen und hole mir nur vom Coffeeshop gegenüber ein Heißgetränk – und für den Magen ein paar Baozi und ein hart gekochtes Ei. Das reicht zum Frühstück.
Max sammelt mich mit dem Auto ein, und wir gehen etwas essen. Danach fährt er mich ein wenig durch die Stadt. Es gibt eine alte Brücke, die im 18. Jahrhundert von Deutschland aus finanziert und gebaut wurde. Nach ein bisschen Sehenswürdigkeiten-Glotzen bin ich wieder im Hotel.
Ich beschließe, dem Motorrad ein wenig Pflege zukommen zu lassen und kann einen offiziellen Händler des Herstellers in der Stadt ausfindig machen. Max wiederum springt hilfreich ein und ruft dort an, um zu erfragen, ob ein Ölwechsel heute im Laufe des Nachmittages (da soll es nicht mehr regnen) möglich wäre und was dieser kosten würde? Die Sache ist beschlossen, 45 € inklusive Öl und Filter. Es hört nicht auf zu regnen und lasse das Vorhaben.
Am Abend treffen wir uns mit seinen Eltern und einem alten Schulfreund von ihm und gehen schön essen.










Ich habe immer noch nicht mein komplettes Werkzeug. Die Lieferung soll heute im Laufe des Tages kommen. Also verlängere ich mein Hotel um eine weitere Nacht. Der Zustand und die Menge des Öls im Motorrad lassen mir keine Ruhe. Mit dem bislang erhaltenen Werkzeug schaue ich nach – das Öl sieht noch fast wie neu aus.
Bei der Gelegenheit schiebe ich das Motorrad zum etwa 50 m entfernten Reifenhändler – eine große, französische Marke – und frage die Jungs dort, ob sie mir beim Lösen der großen Schraube an der Hinterachse helfen können. Nachdem sie verstanden haben, dass ich den Rest der Arbeit selbst mache, ist das kein Problem.
Am frühen Abend treffen wir uns noch für ein leckeres Abendessen und ein Kaltgetränk.
Es bleibt noch zu sagen, ganz lieben und herzlichen Dank an Max, seine Familie und seine Freunde für die Gastfreundschaft und die Geduld, alle Konversation im englischen oder sehr langsam und schwer verständlich zu führen. Ohne diese Zeiten mit Freunden wäre Lanzhou eine weitere Stadt in meiner Erinnerung, so behalte ich sie im Herzen.









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