Das anfängliche Tank-Desaster hatte mich dazu bewogen, die Tage bis zum Treffen mit Wiebke nicht allzu voll zu packen. Heute morgen, noch vor dem Frühstück, war mein Plan, bis zur Provinzhauptstadt zu fahren, dort ein Hotel zu nehmen und ein wenig die Gegend zu erkunden. Ich hätte dann einen Ölwechsel gemacht, gegebenenfalls neue Reifen montiert.
Dann schrieb mir Sky – sie wären nur ein paar Stunden westlich der Provinzhauptstadt, und wir könnten uns treffen, um ein wenig durch die Wälder zu streifen. Ich mach mich also mit neuem Plan, neuem Ziel und neuer Motivation fertig, um loszufahren.
Als ich alle Klamotten anhabe und unten am Motorrad stehe, bereit zum Beladen, fängt es an zu regnen. Laut Regenradar: die nächsten vier Stunden. Ich schiebe mir den einigermaßen unbequemen Stuhl ans Fenster, lege die Füße hoch – und warte darauf, dass es aufhört zu regnen. Und tatsächlich gegen 13 Uhr, fast genau vier Stunden später, scheint die Sonne. Los gehts!




Das Wetter bleibt den Tag über stabil schön, und ich komme ganz gut voran. Heute morgen hatte ich irgendwie keinen Bock auf Porridge – und irgendwann knurrt mir der Magen. Ich halte in einem kleinen Ort an und möchte einfach etwas Reis mit Gemüse essen. Ich bekomme Reis mit Rührei, Tomate und Gemüse – total lecker und völlig okay. Hier hat man, glaube ich, schon länger keine Ausländer mehr gesehen. Ein ethnisch aus Kasachstan stammendes chinesisches Pärchen freut sich so sehr, dass der Mann – während er mich permanent willkommen heißt – direkt mein Essen bezahlt.
Am Nachmittag mache ich eine Kaffee–/Powernap-Pause. An jedem anderen Ort außerhalb dieser Provinz hätte ich wahrscheinlich genau hier mein Zelt aufgebaut – ein wirklich schöner, vor dem Wind geschützter Platz.
Stattdessen suche ich online nach Campingplätzen und finde – den geposteten Bildern nach zu urteilen – einen sehr gemütlichen Spot, gar nicht mal weit entfernt.









Als ich mich – von der Navigations-App geführt – dem eigentlichen Campingplatz nähere, sehe ich nur ein Museum zur Geschichte der Provinz. Langsam rolle ich über den Hof, bis ich unter einem Dach, zwischen alten Panzern und Haubitzen (Ausstellungsstücke), eine Gruppe älterer Männer beim Kartenspielen entdecke.
Ich stelle den Motor ab, sage schon mal Hallo – aber erst als ich den Helm vom Kopf nehme, wird ihnen wirklich klar, dass da ein Ausländer vor ihnen steht. Ich frage nach dem Campingplatz, bekomme aber keine Antwort – weil erst mal ihre Fragen geklärt werden müssen. Sehr lustig und wirklich nett.
Dann deutet man mir freundlich die Richtung: 100 m um die Ecke. Ich sehe auch schon die Zeltwiese.
Großer und herzlicher Empfang. Es ist wirklich sehr gemütlich, alle sind super nett. Der Platz kostet für eine Nacht 1,30 €. Alle sind so begeistert, dass sich ein ausländischer Tourist in ihre kleine Stadt verirrt hat, dass ich nicht einmal das Abendessen bezahlen darf.
Als ich in die Kantine bzw. das Restaurant komme, freut sich ein einzelner Typ besonders. Er trinkt beim Essen bereits sein zweites Wasserglas voll Baijiu – allein. Ich leiste ihm Gesellschaft. Leicht dehydriert, nach einem langen, anstrengenden Tag auf dem Motorrad, ist ein Wasserglas voller Schnaps eine… interessante Idee.
Der Aufbau meines Zelts nach dem Essen, im Halbdunkel, dauert jedenfalls deutlich länger als sonst. Hahaha.
Das Ganze wird übrigens begleitet von laut spielender chinesischer – ich nenne es mal – Volksmusik. Da sich der Campingplatz vermutlich an ein sehr parteitreues Museum anschließt, wird auch die Musik entsprechend „rot“ sein. Ich finde es ganz okay. Ein bisschen leiser hätte man’s trotzdem machen können. Um 22 Uhr ist dann zum Glück Schluss.
Was nicht aufhört, ist die LED-Lichtershow – in jedem Busch, in jedem Baum. Ich habe noch nie so viel Licht auf einer Wiese gesehen – außer vielleicht in einem Stadion bei Flutlicht.




On the Road | Mo., 11.08. |
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Strecke | 402 km (blau) |
Zeit insgesamt | |
Zeit in Bewegung | 6 h 55 min |
Ø-Geschwindigkeit | 58 km/h |
Höhenmeter bergauf | 1.039 m |
Höhenmeter bergab | 1.734 m |
Höchster Punkt | 1.309 m |
Tiefster Punkt | 394 m |
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