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Doukou

Der sogenannte Doukou Highway ist eine Hochgebirgsstraße, die direkt beim Hostel startet. Interessanterweise hatte ich ursprünglich mal geplant, mit Georg im August einen Roadtrip in dieser Region zu machen. Dass ich jetzt direkt hier gelandet bin, ist reiner Zufall – und schon irgendwie komisch. Naja, wo ich schon mal da bin, will ich diese Strecke auch fahren. Sie wird mich durch hochalpines Gebiet nach Süden führen und hinter dem Gebirge ermöglichen, weiter nach Westen zu fahren.

Meine Abreise ist aber leider immer noch verhindert, da ausgerechnet mein Schlafsack – als einziges Ausrüstungsteil – nicht geliefert wurde. Die Tour am gestrigen Tag war anstrengend, und weil ich eh auf das Paket warte, lasse ich es den Vormittag über ruhig angehen. Irgendwann fängt es an zu regnen, und ich wäre sowieso nicht Motorrad gefahren. Ich habe nämlich beschlossen, dass ich bei Regen nicht mehr fahren werde. Das macht einfach keinen Sinn.

Ab Mittag scheint die Sonne – und auch mein Schlafsack wird endlich geliefert. Ich überlege kurz, ob ich nicht schon mit einer kurzen Etappe am Nachmittag starten sollte. Dann meldet sich mein Mechaniker: Der Doukou Highway ist geschlossen – auf unbestimmte Zeit. Der Regen hier im Tal ist oben ab 3200 Metern Höhe als Schnee gefallen. Jetzt habe ich also meine gesamte Ausrüstung und bin startklar, da vereitelt das Wetter meinen Plan. Ich beschließe, bis morgen zu warten.

Am Abend besteht der Mechaniker auf einer weiteren Einladung zum Essen. Das Ganze ist schon beinah übergriffig. Und es ist hier im Grunde so: wenn man keine übergeordnete Verpflichtung aus dem Bereich der Familie, der Arbeit oder gesundheitliche Gründe hat, kann man eigentlich keine Einladung abschlagen, ohne dem Einladenden einen Gesichtsverlust zu bescheren. Ich versuche zwar mein Bestes, schreibe am Ende sogar, dass ich schon den Schlafanzug anhabe. Das alles hilft nichts. Der Kollege steht schon mit dem Auto auf dem Hof, hat eine Freundin dabei und verspricht mir, mich auch wieder zum Hostel zu fahren. Ich gebe nach. Wird vermutlich ja eh ganz nett.

Und das wird es auch. Das einzige Problem liegt darin, dass ich schon etwas gegessen hatte – und ich jetzt, zwei Stunden später, nicht wirklich Platz für das Kilo Lamm habe, das aufgetischt wird. Meine Nachgiebigkeit gegenüber dem Drängen, doch noch weiter zu essen, wird sich rächen: Die Nacht über werde ich mich mit vollem Magen hin und her wälzen.

Am nächsten Morgen scheint die Sonne, und ich habe die Hoffnung, dass die Gebirgsstraße im Laufe des Vormittags freigegeben wird. Ich nutze die Zeit beim Warten, um meine Ausrüstung zu sortieren und zu verstauen. Außerdem packe ich ein Paket, das vom Hostel aus direkt nach Peking geschickt werden soll. Ich musste einige Sachen aussortieren, die ich den Rest der Reise vermutlich nicht mehr brauchen werde. Dafür habe ich nun wärmere Klamotten dabei, die leider deutlich mehr Platz benötigen.

Dann ist es soweit. Man merkt es sofort: plötzlich fahren große Mengen Motorräder und Autos in Richtung Berge los. Meine Vermutung, dass die Straße geöffnet wurde, wird kurz darauf auch vom Mechaniker per Textnachricht bestätigt. Bevor es in die Berge geht, fahre ich noch einmal bei ihm vorbei, um mich zu bedanken. Eine Gegeneinladung zum Essen käme natürlich gar nicht infrage. Also habe ich einfach zwei eiskalte Dosen Red Bull besorgt (er trinkt das wohl regelmäßig) und sie ihm aufgenötigt. Dieses kleine Geschenk, das wir zusammen konsumieren – ich habe meine eigene Dose –, ist gerade so akzeptabel.

Jetzt noch schnell einkaufen, und dann geht’s los. Und es geht wirklich los – ich fahre mich quasi schwindelig! Am Abend lande ich auf der anderen Seite des Gebirges, in einem wunderschönen Tal – TANGBULA, auf einem echten Campingplatz mit grünem Rasen, wo ich meinen Schlafsack endlich testen kann.


On the RoadDo., 04.09.
Strecke 212 km (blau)
Zeit insgesamt
Zeit in Bewegung4 h 17 min
Ø-Geschwindigkeit49 km/h
Höhenmeter bergauf3.810 m
Höhenmeter bergab2.895 m
Höchster Punkt3.446 m
Tiefster Punkt762 m
Höhenprofil

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