Mein Schlafsack ist traumhaft warm. Ich schlafe gemütlich eingehüllt, während es draußen – und auch im Zeltinneren – immer kälter wird. Beim Frühstücken bin ich über die ersten wärmenden Sonnenstrahlen dankbar. So richtig komme ich aber nicht zum Essen, da viele andere Camper und Wohnmobilisten an „meiner Ecke“ vorbeigehen und ihre Fragen abladen.
In der Region scheint es viele Bienen und Wespen zu geben. Überall in der Landschaft stehen Bienenkästen, und an jeder zweiten Ecke wird Honig verkauft. Ich mache lieber das Helmvisier zu – nicht, dass mir noch eine verirrte Biene in die Nasenspitze sticht.
Über viele kleine und große Straßen geht es durch epische Landschaften zum Salimu-See, einem hoch gelegenen Gewässer, das wirklich sehenswert ist. Man kann im Park zelten und auf einer gut 92 km langen Ringstraße um den See herumfahren. Als ich ankomme, ist es schon recht frisch, und ich habe wohl noch gut eine Stunde Sonne. Also kaufe ich das Ticket. Es ist 24 Stunden gültig. Ich könnte also heute schon an den See zum Campingplatz auf der anderen, ruhigeren Seite und morgen weiterfahren.
Doch als ich an der Kasse – mit meinem Ticket schon in der Hand – frage, wo der Campingplatz ist, belehrt man mich, dass Camping nur bis Mitte August erlaubt war. Jetzt sei es zu kalt, und lediglich Wohnmobile dürften im Park übernachten. Auf meine Frage, wo ich dann anstatt am See schlafen soll, bekomme ich nur ein lapidares: „In den Hotels“ (richtig teuer) oder eben im Zelt auf dem Parkplatz. Die Logik erschließt sich mir ganz und gar nicht.
Aber gut, ich schaue mich auf dem Parkplatz um. Es gibt tatsächlich einen Bereich in einer umfunktionierten Verkaufsbaracke. Dort stehen schon viele Zelte. Ich möchte aber irgendwie nicht Seite an Seite mit den meist sehr lauten Chinesen schlafen und inspiziere den völlig leeren Parkplatz. Es ist Nebensaison. Weiter hinten stehen viele kleine Verkaufsbuden. Eine davon ist offen, aber leer – ich beschließe, mein Zelt darin aufzubauen. So schütze ich mich auch vor dem mittlerweile starken, kalten Wind.
Im Hintergrund entdecke ich ein chinesisches Pärchen. Sie sind seit vier Monaten mit einem Motorroller im Land unterwegs und sitzen jetzt vor einer Wurstbude, die nicht verschlossen ist. Dort werden sie übernachten. Viel reden wir nicht. Sie sind im Livestream mit ihren Followern und werden noch bis spät in die Nacht labern, labern, labern…









































Nach meiner morgendlichen Runde um den See geht es weiter. Mit diesem Wegpunkt habe ich auch den westlichsten Punkt meiner Reise erreicht. Ab jetzt geht es nordöstlich, dicht an der Grenze zu Kasachstan entlang. Die Nähe zur Grenze macht sich sofort bemerkbar – durch die Frequenz der Polizeikontrollen an fest installierten Straßensperren.
Ich beschließe, meine Route anzupassen, nachdem ich auf nur zehn Kilometern drei solcher Kontrollen „abarbeiten“ durfte: Helm runter, „Hallo, ich bin Deutscher“, Motorrad parken, warten, Fragen beantworten – immer wieder die gleichen. Keine Chance, der Prozedur zu entkommen.
Meine neue Route führt nicht mehr über die direkt an der Grenze verlaufende Bundesstraße, sondern weiter im Inland über kleinere, sehr schöne und spektakuläre Strecken. Polizeikontrollen gibt es auch hier, aber deutlich weniger.
Irgendwie finde ich keinen passenden Platz zum Zelten und beschließe, bis zum nächsten Hotel zu fahren. Das entpuppt sich am Ende als regelrechte Tour de Force – in Summe gute 500 Kilometer auf diesen anspruchsvollen Strecken.




































On the Road | Fr., 05.08. | Sa., 06.09. |
---|---|---|
Strecke | 382 km (blau) | 500 km (gelb) |
Zeit insgesamt | 12 h 25 min | |
Zeit in Bewegung | 6 h 34 min | |
Ø-Geschwindigkeit | 58 km/h | 41 km/h |
Höhenmeter bergauf | 3.235 m | |
Höhenmeter bergab | 2.820 m | |
Höchster Punkt | 2.129 m | |
Tiefster Punkt | 583 m | |
Höhenprofil |
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