Alles toll – Straßen, Landschaft, Leute. Sogar eine der Polizeikontrollen entwickelt sich zu einer komischen Angelegenheit, wobei ich den eigentlichen Witz erst 20 Minuten später mit lautem Lachen unter dem Helm verstehe.
Das Tempolimit auf den Landstraßen liegt meist bei 80 km/h. An Kurven– selbst wenn es keine richtige Kurve ist – wird in der Regel auf 60 km/h reduziert. Ich habe mir angewöhnt, nur bei den vielen Kameras auf das entsprechende Tempo herunterzubremsen. Ansonsten fahre ich so, wie es den Straßenverhältnissen angemessen ist– und wie es Spaß macht.
Die nächste Stadt ist etwa 80 km entfernt, und es ist grob 11 Uhr. Die Kontrolle läuft nach Schema X ab. Die Polizisten sind sehr nett und zuvorkommend. Dann verschwindet einer länger am Telefon. Als er zurückkommt, sagt er etwas zu mir. Ich verstehe: „Hast du schon gegessen? Es sind 80 Kilometer bis zur nächsten Stadt.“ Ich bin etwas verwirrt wegen des plötzlichen Themenwechsels, antworte aber, dass ich gut gefrühstückt hätte und 80 Kilometer Strecke bis zum nächsten Snack locker aushalte. Er lacht, legt Mütze, Warnweste und Jacke der Uniform ab und möchte ein Selfie mit mir. Ich fahre weiter.
Beim Abschied wünscht er mir alles Gute und sagt noch: „Und fahr langsam, der Sicherheit wegen.“ Dieser Satz hallt noch eine Weile in meinem Kopf nach, und schließlich verstehe ich: Anstatt „schon gegessen“ hatte er gesagt: „Du bist gefahren.“ Und es ging nicht um 80 km Distanz, sondern ums Tempolimit. Auf sein „Freundchen, du bist da wohl ein wenig zu schnell gefahren“ habe ich also mit meiner Frühstücksgeschichte geantwortet… 😆
Das Missverständnis kommt daher, dass „essen“ auf Chinesisch chī und „fahren“ qí heißt. In Kombination mit lokalem Dialekt und meinen vom Motorradlärm strapazierten Ohren führte das zu dieser schrägen Szene.
Heute Abend gehe ich in der vom Stadtbild her sehr russisch wirkenden Stadt Burqin in eine kleine Pension.





































Seit einigen Nächten verliert meine Isomatte Luft. Auch ein Grund, warum ich zuletzt öfter in Hotels geschlafen habe. Gestern Abend habe ich dann noch schnell in einem Laden für Outdoorausrüstung eine neue gekauft. Sie ist leider etwas größer. Ich überprüfe meine Sachen und bitte die Besitzerin der Pension, mir ein Paket mit dem aussortierten Zeug nach Peking zu senden.
Die Strecke in den Norden an den Kanas-See, dicht an der Grenze zu Russland, führt über spektakuläre Straßen und wunderschöne Landschaften. Dichte Nadelwälder werden von hellgrünen Birken und Pappeln aufgelockert, die oft schon herbstlich in grellen Gelbtönen leuchten. Einfach grandios. Gut, dass ich mit dem Motorrad unterwegs bin. So kann ich die trotz Nebensaison zahlreichen Autos und Busse gut hinter mir lassen.
Als ich am Eingang des Kanas Scenic Spots ankomme, gibt es erst einmal Stau– an der Haltestelle, wo alle Shuttlebusse die Leute aussteigen lassen, hat man das Klo auf der gegenüberliegenden Straßenseite gebaut. Jeder läuft einfach hinüber und zurück, egal was kommt. Soooooo dumm!! Mit den Shuttlebussen ist auch schon der Hauptgrund genannt, warum ich mir den See nicht ansehen werde. Ich habe keine Lust auf 80 Kilometer Busfahrt, um dann im typischen Touristenstrom am See zu schwimmen.
Stattdessen beschließe ich, die kleine und kurvige Bergstraße nach Altai zu fahren. Mein Benzinvorrat sollte reichen. Ich suche mir ein sonniges Plätzchen, koche mir einen Kaffee und mache nach einem kleinen Snack ein Powernap. Bei meiner Abfahrt ist der vom Klo-Verkehr verursachte Stau übrigens gute 6 km lang.
Die Strecke zieht sich sehr. Camping zwischendurch ist fast nicht möglich, weil entweder das Gelände zu rau ist oder die wenigen flachen Stellen von lokalen Hirten beansprucht werden. Die Gebühr, um an ihrem Camp zu zelten, ist mir zu hoch– mehr, als eine kleine Pension kosten würde. Also beiße ich mich durch. Sehr anstrengend, aber auch eine der schönsten Routen, die ich bislang gefahren bin.
Man merkt übrigens, dass die Strecke für alle fordernd und ermüdend ist. Die ohnehin schon motorisch schlechten chinesischen Autofahrer drängen mich zweimal fast von der Straße, weil sie ihre Überholmanöver abbrechen müssen. Und einer biegt mir aus dem Gegenverkehr links abbiegend fast direkt ins Motorrad. Hätte ihn seine Frau nicht angebrüllt und ich nicht aus langsamer Fahrt (nur 40 km/h) eine Vollbremsung hingelegt, wäre ich im besten Fall über seine Motorhaube abgestiegen…
In Altai finde ich dann einen sehr sympathischen Campingplatz und werde auf einer mit Kuhfladen und Pferdeäpfeln gespickten Wiese zwischen den Tieren schlafen.































































On the Road | So., 07.09. | Mo.,08.09. |
---|---|---|
Strecke | 398 km (blau) | 411 km (gelb) |
Zeit insgesamt | ||
Zeit in Bewegung | 6 h 21 min | 7 h 29 min |
Ø-Geschwindigkeit | 66 km/h | 55 km/h |
Höhenmeter bergauf | 2.986 m | 7.256 m |
Höhenmeter bergab | 3.595 m | 6.827 m |
Höchster Punkt | 1.417 m | 2.751 m |
Tiefster Punkt | 446 m | 467 m |
Höhenprofil | Höhenprofil |
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Na die Tiere, bei denen du geschlafen hast, sind ja nicht gerade nett. Schmeißen einfach den Astronauten auf seinem Mond um. Ich hoffe es erging dir besser!?
Hahaha, ja. Mir ging es besser, auch wenn ich Besuch bekam 😆
Die Landschaft ist spektakulär 😘🥰
Unbeschreiblich!! Man muss aber diese karge Weite auch mögen … sonst kommt wohl noch zu dem Schluss es wäre immer gleich. Alles schon zu hören bekommen …