Am nächsten Morgen sehe ich einen Transporter mit mehreren Motorrädern auf dem Hof parken. Ein Blick in die Messenger-App zeigt, dass Sky und seine Gäste noch in der Nacht angekommen sind. Wir werden uns allerdings knapp verpassen, weil ich – anders informiert – ein Zugticket für 12:30 Uhr nach Urumqi gebucht habe. Vermutlich ist Planbarkeit eine Frage der Definition… hahaha.
Beim Warten auf das Taxi sitze ich mit einem der anderen Gäste unter einem Pavillon, als plötzlich das Summen einer Drohne zu hören ist. Direkt über uns. Dem Klang nach: eine sehr große Drohne. Auf der Straße fahren gepanzerte Einsatzwagen der Polizei vorbei. Der andere Gast wird plötzlich sehr leise und flüstert nur noch – als würden empfindliche Mikrofone mithören. Ich bin neugierig und frage locker, ob es okay wäre, mal hochzuschauen. Meine Frage bleibt unbeantwortet, und ich lasse es bleiben, zu glotzen.
Die Zugfahrt verläuft reibungslos. Für die 100 km braucht der Zug gut zwei Stunden. Es ist ein ländlicher Zug, keiner der Schnellzüge. Es ist manchmal fast anstrengend – ich komme vom Klo, und genau an meinem Platz steht ein junger Kerl mit einem Wägelchen. Mit einem Mikro am Mund preist er die Waren über einen kleinen Lautsprecher zum Verkauf an. Ich sage leise: „Entschuldigung“ – ich will mich nur schnell setzen. Er ist so perplex, dass er im Redefluss stockt. Nach einem kurzen Moment fasst er sich wieder, fragt mich dann aber – alles übers offene Mikro – nach meiner Herkunft, meinem Ziel usw. Dann reicht er mir, als Willkommensgeschenk, ein paar Schokolinsen … hahaha. Die anderen im Waggon haben interessiert zugehört und hatten vermutlich ähnliche Fragen auf den Nägeln brennen. Gut, dass das über Lautsprecher ging.
Mein Hotel ist tadellos. Ich gehe noch schnell etwas essen und schaue ein bisschen in der Gegend herum. Interessanterweise wirkt diese Stadt – und eigentlich die ganze Provinz – schon über die letzten Tage sehr international, weil hier viele Menschen unterschiedlichster ethnischer Herkunft leben. Der Rest Chinas bietet dieses vielfältige Bild nicht. Man fühlt sich fast wie in Osteuropa.






Ich habe mir überlegt, die große Moschee und den Basar im Zentrum der Stadt anzuschauen. Es ist beeindruckend, was aus diesen kulturellen Hotspots im Zuge des weiter voranschreitenden Tourismus geworden ist. Mir fehlt natürlich jeglicher Vergleich, aber so wie es jetzt aussieht, wirkt es wie ein kleines Disneyland für orientalische Kultur. Schön, es einmal gesehen zu haben – das reicht aber auch. Wiebke war zum Glück auch schon einmal hier, insofern müssen wir das nicht wiederholen.
Ich streife noch weiter durch die Stadt – durch Wohnviertel, durch Geschäftsviertel – und komme auch an einer katholischen Kirche vorbei, in der gerade ein Gottesdienst abgehalten wird. Alles sehr schöne und interessante Eindrücke.






















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