Wir wollen weiter nach Norden Richtung Shangri-la und fahren dabei auf dem Lijiang-Shangri-la-Highway. Toll, oder, wie leicht einem diese Floskel über die Tastertur geht. Ich lese ja auch den ein oder anderen Reiseblog und bei solchen Passagen denke ich immer: „Boah! Hammer! Will ich auch – Sehnsuchtsorte!“ Und was soll ich sagen, sachlich ist das hier zwar zu beschreiben, spiegelt dann aber nicht im Ansatz unsere Wahrnehmung wieder. Wir gaffen, staunen und brabbeln immer wieder zueinander: „Boah! Hammer! Guck mal dort!“. Es ist nun mal so, dass wir fast durchgängig 2.000 bis 3.000 Meter Felsmassiv vor, neben und manchmal über uns haben. Diese Perspektive kennt man ungefähr auch aus den Alpen. ABER: dieses ganze Spektakel findet oft auf einer in den Fels geschlagenen (zugegeben, nagelneuen, sehr guten) Straße statt und wir können gut 1 km herunter auf den Fluss schauen- der fließt auf ca. 1.500 Metern ü.N.. So schauen wir von unten nach oben auf gut 4 bis 5 km (!!) Felswand. Mir wird beim Schreiben schon wieder ganz schwindelig 🤪. Na ja, das mal am Rande erwähnt…
Was sagt die KI zum Highway? Der Lijiang-Shangri-la-Highway ist eine der landschaftlich schönsten Straßen in China und bietet eine unvergessliche Reiseerfahrung für Abenteuerlustige. Die Straße ist auch bekannt als Yunnan-Tibet-Highway oder China National Highway 214 und ist etwa 500 km lang und führt durch eine atemberaubende Landschaft, darunter beeindruckende Bergketten, tiefe Täler, grüne Wälder und kristallklare Flüsse. Es gibt auch viele kulturelle Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke, darunter antike Städte, alte Brücken und buddhistische Tempel.





Auf dem Weg besichtigen wir die Kalksteinterrassen Baishuitai. So schön, dass sie fast unecht aussehen. Und da hier eher die Legende um schöne Wässerchen und Fabelwesen als Attraktion verkauft wird und nicht die naturwissenschaftlichen Fakten (woher kommt das Wasser, warum sieht’s so aus, wie alt …) stört es auch keinen, dass es am Besucherzentrum zusätzliche Becken aus Beton gibt. Die werden mit dem gleichen Wasser gespült wie die echten und sehen in naher Zukunft bestimmt auch so schön weiß glitzernd aus. Da soll noch mal einer sagen, dass sich Naturschauspiele nicht skalieren lassen würden 🤷🏼♂️.


















Weiter geht es über die Hochebenen zwischen den Gipfeln, voller Rinder und Yaks. In Shangri-la halten wir für‘s Mittagessen. Irgendwie gibt‘s Verwirrung beim Bestellen. Wir denken, die Dame zeigt auf die Ecke mit dem freien Tisch und sagen ja. Sie denkt, wir finden auch das Essen gut, was der Typ am Nebentisch isst. Wir setzen uns und bekommen also das unbestellte, aber spannende Gericht serviert. Eine Brühe (sie kocht noch sprudelnd in der Schüssel am Tisch) und ein Tablett voller Zutaten zum selber reinschmeißen. Sehr gute Wahl! Haha. Wir nehmen noch zwei Gerichte für‘s Abendessen mit und bezahlen umgerechnet keine 10€ für die vier Mahlzeiten. Für die Nacht stellen wir uns an einen nahegelegenen See und machen den Rest des Tages NIX – sind gestern nämlich nicht damit fertig geworden.















Früh am nächsten Morgen besichtigen wir das Kloster Ganden Sumtseling (噶丹松赞林寺) in Shangri-la. Dort leben etwa 600 Mönche und es ist eines der wichtigsten tibetischen Kloster in Südwestchina. Es ist ordentlich was los. Öfen, Kerzen und Räucherstäbchen brennen, Mönche beten (oder beschäftigen sich mit ihrem iPad oder Smartphone), überall sind Opfergaben aufgereiht (vor allem Getränke: Wasser, Cola, Milch, Wein…, und Obst). Die Anlage ist wirklich riesig und beeindruckend. Wir schlendern danach noch kurz durch die hübsche Altstadt und kaufen frisch gerösteten Yunnan-Kaffee für zuhause. Wir wundern uns über die vielen Lämmer mit Halsband und Leine. Überall laufen Frauen mit den kleinen Schäfchen durch die Gegend! Als wir dann den zentralen Platz der Altstadt erreichen, klärt sich das Rätsel. Dort werden wieder einmal Bilder von Touris in lokaler Tracht gemacht. Und wer will, bekommt für einen kleinen Obulus ein Lamm auf den Arm gedrückt. Sachen gibt’s …


































Auf nach Norden! Wir wollen bis ins Grenzgebiet von Tibet fahren. Die Fahrt ist mal wieder spektakulär. Da kommen wir über den Pass gefahren und auf dem Schild steht „bergab für die kommenden 34 km“ – wir fahren von 4.119 Metern herunter auf ca. 2.000 Meter. Die Landschaft und auch der Fluss sind auf dieser Seite des Passes wieder ganz anders. Irgendwie extremer- viel mehr Steinschlagschäden an der Straße und den Befestigungen. Regelrecht unheimlich und wir haben ernsthaft Bedenken, hier irgendwo mit dem Wagen die Nacht zu verbringen. Glücklicherweise ändert sich das alles, als wir in Richtung des Tales abbiegen, in dem der Ausgangspunkt unserer morgigen Wanderung zum tiefst liegenden und sich am schnellsten bewegenden Gletschers Chinas liegt. Der Gletscher wird als hochrangige Touristen-Attraktion ausgewiesen, und wir finden hier folglich einiges an Infrastruktur, wie beispielsweise eine Touristen-Information, einen Shop, Toiletten und viele Parkplätze (hier stehen wir auch über Nacht). Aber irgendwie wirkt auch alles verlassen. Der Parkplatz ist umfunktioniert zu einem Basketballfeld – wir könnten aus dem Fenster den Schiedsrichter machen. Die Touristen-Information ist dem Anschein nach geraume Zeit geschlossen, vermutlich mehrere Jahre. Ein wenig wie eine Geisterstadt – zumindest was das Touristen-Zentrum angeht. Die Nacht wird herrlich ruhig und wir schlafen mit dem Rauschen des Bergbaches im Hintergrund.














Roadtrip-Statistik:
Samstag, 15.04. | Sonntag, 16.04 | |
---|---|---|
Strecke | 198 km | 242 km |
Zeit in Bewegung | 6 h 24 min | 9 h 39 min |
Ø-Geschwindigkeit | 31 km/h | 25 km/h |
Höhenmeter bergauf | 3.998 m | 3.616 m |
Höhenmeter bergab | 2.690 m | 4.582 m |
Höchster Punkt | 3.728 m | 4.118 m (!!) |
Tiefster Punkt | 1.755 m | 2.010 m |
Höhenprofil GPS = rot | Höhenprofil GPS = grün |
Wenn ich den Bericht lese und vor allem mir die Fotos so anschaue, überkommt mich die Lust Dir (Micha) Schmerzen zuzufügen. Einfach so voller NEID!!!!
Super toll!!!🤩🤩🤩
Hahaha … Gern geschehen 😇 & danke- wir haben da wirklich etwas tolles erlebt.
Wieso will ich eigentlich ins Beton– Shanghai, wenn ich im gemütlichen Camper so eine Landschaft haben kann?
Euer Reiseplan ist ja nicht in “Beton gegossen” …
Naja, so einen Führerschein zu besorgen sollte ja kein Thema sein. Sicher alles eine Frage des Preises 🤣🤣🤣🤣🤣🤣
Wie ich das sehe, habt ihr die ideale Reisezeit gewählt, so sollten wir einst ja mal in Japan sein. Ich denke, im Sommer ist es nicht halb so schön wie jetzt. Das ist immer noch ein Ausschlusskriterium. So hat man auch schon einige Überlegungen weniger zu tätigen.
JA, die Reisezeit hätte nicht besser ausfallen können. Das wurde uns aber auch von einer lieben einheimischen Freundin schwer ans Herz gelegt.
Danke übrigens für den Button……. nachfolgende Kommentare via email .
Leider nur am Kommentar für den Beitrag. Bei den Bildern habe ich das noch nicht geschafft…