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Städtetrip nach Tianjin

Recht ereignisfrei fahren wir nach der „durchpolterten“ Nacht los Richtung Peking. Nach ein paar Kilometern, die wir locker hinter einem viel zu schnellen 40-Tonner hinterherfahren, kommt die Autobahn. Wir sind recht schnell am obligatorischen Polizei-Check. Hier muss sich jeder Fahrer eines Fahrzeugs, das nach Peking hineinfährt, mit seinem Personalausweis (ID-Karte) registrieren, indem er die ID-Karte an den Scanner hält. Bilder vom Fahrzeug und von allen Insassen werden automatisch gemacht. Ich selbst mache das als Fahrer nun zum dritten mal und empfinde das immer noch als eine der invasivsten Polizeiaktionen, die ich (zum Glück) je erlebt habe. Vandalen haben sich am Dach des Kontrollpunktes einen Scherz erlaubt, der den wenigsten Chinesen überhaupt auffallen wird. Chapeau! Für die letzten 29 km auf den Strassen Pekings benötigen wir tatsächlich eine gute Stunde. Ohne weitere Worte. Am Abend haben wir Appetit auf zünftiges Essen aus der Heimat. In „Schindlers Tankstelle“ bestellt sich Wiebke einen halben Liter Radeberger und ein Schnitzel Wiener Art. Ich dachte, es sei eine gute Idee, die Schweinshaxe mit Kartoffelstampf und Sauerkraut zu essen – auch mit Bier. Alles sehr lecker! Die Portionsgröße ist allerdings wie ein Bauchschuss und ich bin kurz vorm Kollabieren. Natürlich wälze ich mich mit der Haxe in der Wampe schlaflos hin und her… 😵‍💫.

In einem Vorort Tianjins steht eine moderne Bücherei, die uns das weltweite Internet ans Herz legt. Etwas außerhalb gelegen, entscheiden wir, diese Station als letzte mit dem Auto zu besuchen, bevor wir den Wagen abgeben. Danach wollen wir uns die Stadt anschauen. Als wir bei der Bücherei ankommen, sind wir beim Anblick begeistert, dürfen jedoch erst einmal nicht rein. Keine Kameras und keine Getränke/Snacks. Also zurück und alles ins Schließfach. Wir stehen drinnen. Alles nur Attrappe! In den ersten drei Reihen vom Boden an stehen Bücher 📚. Von da an aufwärts ist lediglich die Regalwand mit Bücherrücken bedruckt. Mein Güte… Wenn da allerdings Bücher drin stehen würden, wären sie unerreichbar. Die Architektur ist zwar optisch extravagant, praktisch aber unbrauchbar, um beispielsweise aus der obersten Reihe ein Buch zu holen. Wir gehen frühstücken und denken noch ein wenig darüber nach, was wir gerade gesehen haben.

In der Stadt regnet es und scheint auch den Rest des Tages nicht aufzuhören. Wir brechen ab und wollen zurück nach Peking. Alle zeitnah fahrenden Züge sind allerdings ausgebucht – selbst die teureren Business-Class-Tickets. Erst um 14 Uhr können wir fahren. Die beinahe zwei Stunden Wartezeit vertreiben wir uns mit einem Spaziergang – nunmehr nur noch im Nieselregen. Als wir im „italienischen Viertel“ ankommen, leuchtet schon der blaue Himmel am Horizont durch und wir stornieren kurzerhand die 14 Uhr-Fahrt. Wiebke bucht stattdessen für 17 Uhr direkt in der Business-Class, da auch diese Züge schon stark ausgelastet zu sein scheinen. Wir laufen, wir knipsen Bilder, trinken Kaffee – ein Spaziergang in der Stadt halt.

Unser Urlaub endet mit einer spektakulären Bahnfahrt. Wir sitzen in luxuriösen Liege-Ledersesseln mit drei weiteren Passagieren in einem schalldichten Abteil und der Zug fährt mit einem Affenzahn nach Peking. Wir haben Spaß. Die Züge mögen in ihrer ersten Generation zwar von deutschen Unternehmen stammen, aber die Deutsche Bahn hat mit dem Betrieb nichts zu tun gehabt. Da hat eher die Bahn der Schweiz oder Japans als Vorbild gedient. Pünktlich auf die Minute.


Roadtrip-Statistik:

Samstag, 23.09.Sonntag, 24.09.
Strecke 182 km231 km11,75 km (zu Fuß)115 km (Zug)
Zeit insgesamt3 h 14 min4 h 10 min3 h 51 min0 h 30 min
Zeit in Bewegung2 h 45 min2 h 45 min2 h 34 minVmax
347 km/h
Ø-Geschwindigkeit65 km/h84 km/h13:08 min/km230 km/h
Höhenmeter bergauf465 m350 m43 m344 m
Höhenmeter bergab970 m389 m42 m296 m
Höchster Punkt555 m40 m26 m40 m
Tiefster Punkt28 m0 m2,5 m10 m
Höhenprofil
GPS = braun
Höhenprofil
GPS = braun

GPS = grün

GPS = rot

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