Im Urlaub (LINK) kommt ein Anruf vom Chef: ob ich direkt nach unserer Rückkehr Zeit und Lust hätte, zu einem bemannten Raketenstart in die Provinz Gansu zu fliegen? Ich versteh‘ die Frage nicht 🤣🤣!
Also geht’s direkt am nächsten Morgen (nach einem immerhin 6-stündigen Aufenthalt in unserer Wohnung) direkt weiter. Wir sind eine Reisegruppe aus ausländischen Journalisten, die vom Außenministerium ausgewählt und eingeladen wurden, mit auf diese Pressereise zu gehen. Das heisst, wir sind rundum betreut, versorgt oder eben auch bewacht. Je nachdem, wie man es sehen will. Wir fliegen nach Jiuquan. Das liegt am Rande der Wüste Gobi (ganz in der Nähe waren Micha und ich auf unserem Roadtrip im September 2023 LINK).
Die nächsten drei Tage sind wir nun gemeinsam in einem Reisebus unterwegs. Damit wir keinen Quatsch machen, muss die Zeit gefüllt werden. Wir bekommen also erstmal direkt eine super Sightseeing-Tour in der Umgebung. Hier in Jiuquan gibt es ein riesiges Fort der Chinesischen Mauer zu sehen. Sehr schön restauriert und quasi Touristen-frei. Wir sind schließlich in einer ziemlich abgelegenen Gegend unterwegs. In der Ferne sieht man die schneebedeckten Berge des Qinghai-Tibet-Plateaus. Danach geht es weiter zu einem Canyon und einem Teil der Chinesischen Mauer, der sich den Bergrücken hinaufzieht. Etwas „überrestauriert“, aber dennoch beeindruckend. Man beachte auch die hübschen Fabriken und Schornsteine im Hintergrund!
Am Abend gibt es ein absolut hervorragendes Abendessen für uns alle im etwa eine Stunde Fahrtzeit entfernten Hotel.






















Am nächsten Morgen geht es gegen 5 Uhr schon wieder los. Wir fahren zum Weltraumbahnhof. Der liegt nochmal drei weitere Stunden Fahrt entfernt in der Wüste der Inneren Mongolei. Auf dem Weg sieht man wirklich einfach nichts außer Sand, Steine und eine Bahnlinie. Der Weltraumbahnhof ist ein richtiges kleines Städtchen, denn die Angestellten leben hier mit ihren Familien. Es gibt also Schulen, Restaurants, Läden, Sportplätze und so weiter. Alles sieht ganz schön in die Jahre gekommen aus. Bei dem Klima vielleicht kein Wunder. Ich weiß aber nicht, ob ich hier so gerne in eine Rakete steigen würde.
Leider dürfen wir nur dem vorgegebenen Programm folgen und uns hier nicht wirklich umgucken. Wir sehen alles nur im Vorbeifahren aus dem Busfenster. Selbst der Souvenirshop ist tabu- stattdessen werden die Souvenirs samt Verkäufer zu uns gebracht. Unser erster Programmpunkt heute ist aber erstmal eine Pressekonferenz. Hier wird alles zur bevorstehenden Mission erklärt. Es ist die Mission Shenzhou 20. Die 20. Mission zur bemannten Raumstation also. Ein Jubiläum und besonders wichtig. Hier in China zählen nur die vollen Zehner. 25, 75 usw. sind keine besonders wichtigen Jubiläen. Nun also Nummer 20. Planmäßig alle 6 Monate wird die Crew der Raumstation Tiangong ausgetauscht.
Nach der ersten Pressekonferenz, die mal wieder von vorne bis hinten geskriptet ist, gibt es eine weitere Pressekonferenz. Jetzt mit den drei Taikonauten (chinesische Astronauten), die morgen in der Rakete sitzen werden. Sie sitzen in einem Glaskasten, um sich so kurz vor dem Start nicht mit irgendetwas anzustecken. Der Saal ist gerappelt voll. Die drei wirken fast wie Maschinen. Unvorstellbar, dass sie morgen auf und davon sein werden…
Und dann geht es noch zur Rakete, die zu diesem Zeitpunkt noch verpackt ist. Heute kommen wir ziemlich nah ran, am nächsten Tag zum Start werden wir ein gutes Stück weiter weg stehen. Zurück im Hotel nach wiederum drei Stunden Busfahrt wartet wieder ein köstliches Essen auf uns!












Heute ist der Tag! Ich bin ernsthaft ganz schön aufgeregt. Zuerst werden die drei Taikonauten in einer aufwändigen Zeremonie verabschiedet. Kamerakräne, Drohnen, Livestream im Chinesischen Fernsehen. Klatschendes und singendes Publikum mit Fähnchen und Plastikblumen, eine Blaskapelle spielt auf. Ich komme mir vor wie in einem Hollywood-Film, als die Drei in ihren Raumanzügen durchs Spalier laufen und winken!
Wir werden sogleich wieder in unseren Reisebus gestopft und zu der Stelle gebracht, von der wir den Start in etwa zwei Stunden sehen können. Gar nicht so weit weg, wie wir dachten- es sollen 1,8 Kilometer sein. Wird sicher laut… wir harren in der gleißenden Sonne aus und zählen die Minuten. Nach und nach wird die Rakete ausgepackt. Es versammeln sich Angehörige, Angestellte, chinesische Journalisten, Touristen… Wir ausländischen Journalisten sind in einem abgesperrten Bereich untergebracht. Man will nicht, dass wir Interviews mit den Zuschauern führen.
So langsam wird es ernst und mein Stresslevel auf meiner Uhr zeigt zum ersten mal überhaupt 100 an- dabei muss ich ja gar nicht selber losfliegen! Ganz pünktlich um 17:17 Uhr hebt sie ab: die Rakete Langer Marsch 2F mit dem Raumschiff Shenzhou. Es ist einfach nur beeindruckend!!! Und laut! Wir sind alle echt begeistert! Schade, dass wir nebenbei arbeiten müssen 🤣! Und dann ist es auch ganz schnell schon wieder vorbei…
Ab in den Bus, auf zum Hotel. Dieses mal gibt es kein schickes Abendessen, sondern Burger und Pommes im Bus. Und ich habe am Morgen vorsichtshalber ein paar Dosen Bier dort deponiert…













Am nächsten Morgen geht es früh zurück nach Peking. Das war eine tolle Reise und ich bin echt froh, dass ich das Glück hatte, da mitfahren zu können!
Rakete gestartet in:
Oh man, wie gerne wäre ich dabei gewesen!!!!! 🚀